Für ein Alter, das noch was vorhat
Dienstag, 2. April 2024, 9.45 bis 12.30 Uhr
Bildungshaus Batschuns
Dr. Ludwig Hasler
Der Philosoph und Buchautor Dr. Ludwig Hasler (79) war auf Einladung von ALTER-nativ am 2. April zu Gast im Bildungshaus Batschuns. Franz Abbrederis begrüßte den Vortragenden aus der Schweiz und die fast 100 Zuhörerinnen und Zuhörer. Nach einem bewegten Berufsleben ist Hasler nach wie vor als freier Publizist, Vortragsreisender, Hochschuldozent und Kolumnist aktiv.
Das Alter im 21. Jahrhundert
Hasler teilt das Alter in vier Phasen ein, die Zeitspanne von der Pensionierung bis zum 80. Geburtstag bezeichnet er als das „Dritte Alter“. Diesen Begriff gab es bis vor einigen Jahren noch nicht. Wir sind frei wie nie zuvor, haben keine Existenzängste und keine Zwänge. Früher war das Alter relativ klar, einfach und kürzer. Diese letzte Lebensphase bezeichnet Hasler heute als das „Vierte Alter“.
Macht das Reisen zufrieden?
Die Gruppe 60 plus hat sich als lukrative Kundengruppe für Reiseveranstalter und Fluglinien entwickelt. Aber was riskieren wir, wenn wir dauernd abhauen? Viele haben ja nicht einmal mehr ein richtiges Zuhause, sondern nur eine Art Basislager, wo sie ein paar Tage bleiben, bis sie wieder ausschwärmen und mit Kreuzfahrtschiffen über die Meere fahren. 25 Jahre Urlaub von der Erwerbstätigkeit sieht Hasler als blödsinnig an. Das macht den Menschen nicht glücklich!
Die Zukunft mitgestalten
Vielmehr sieht er den Sinn des Alters darin, sich in Projekten für Soziales, Umwelt, Kultur etc. zu engagieren: „Das Schönste am Leben ist das Mitwirken an einer Zukunft, auch wenn es nicht mehr meine ist. Das Entscheidende ist, dass wir absehen können vom ich. Wer nur aufs Ego setzt, hat schlechte Karten.“ Als Beispiel nennt Hasler Nachhilfestunden, die er einem jungen Migranten gegeben habe. Er habe das gute Gefühl, er stecke nun im Leben dieses jungen Menschen drin.
Dialog mit jungen Menschen
Damit die Generationen sich verstehen lernen und nicht aneinander vorbeileben, ist laut Hasler wichtig, dass wir miteinander reden. Sonst bleiben die Jungen auf ihrem Standpunkt, wir Ältere hätten den Wohlstand auf Kosten ihrer Zukunft aufgebaut und die Alten vermissen an den Jungen die Konsequenz, zur Veränderung aktiv beizutragen. Er, der Philosoph, hat mit der exakt 50 Jahre jüngeren Journalistin und Filmerin Samantha Zaugg über zwei Jahre hinweg einen wöchentlichen Briefwechsel geführt und über Erfahrungen, Erwartungen, Haltungen, Arbeit und Wohnen, Liebe und Tod, Rotwein trinken und Kuchen backen, diskutiert. Die gesammelten Erkenntnisse der beiden liegen nun im Buch „Jung & Alt“ vor.
Fragen aus dem Publikum
Im letzten Teil ging Dr. Hasler auf Fragen des Publikums ein. Auf den Hinweis einer Zuhörerin, dass er die alten Menschen, vor allem Frauen, die am Existenzminimum leben und sich ein unbeschwertes Leben nicht leisten können, nicht erwähnt habe, antwortet Dr. Hasler: „Ich spreche bewusst die wohlhabende Mehrheit an. Wenn diese Gruppe für die Gesellschaft aktiv wird, dann ist auch den anderen geholfen.“
Ein Großteil der Zuhörenden rundete den Vormittag mit einem gemeinsamen Mittagessen im Bildungshaus Batschuns ab und es wurde noch eifrig über das Gehörte diskutiert. Eine sehr gelungene Veranstaltung!
Helmut Giesinger
Team ALTER-nativ
Buchtipps:
Ludwig Hasler: Für ein Alter, das noch was vorhat;
Ludwig Hasler und Samantha Zaugg: Jung & Alt;
beide erschienen im Verlag Rüffer & Rub