Halbtagsseminar
Alter(n) neu gedacht: Wie Bilder unser Leben beeinflussen
Dienstag, 18. Februar 2025, 9.45 bis 12.30 Uhr
Bildungshaus Batschuns
Erika Geser-Engleitner
Am 18. Februar 2025 fand im Bildungshaus Batschuns ein Halbtagsseminar mit der Hochschulprofessorin Dr.in Erika Geser-Engleitner statt, in dem die verschiedenen Perspektiven auf das Alter und den Prozess des Alterns beleuchtet wurden. Das Seminar beschäftigte sich mit der Frage, was unsere Wahrnehmung von Alter prägt, wie Bilder des Alters entstehen und welche Auswirkungen diese auf uns und die Gesellschaft haben.
Das Bild des Älterwerdens: Mehr als nur ein biologischer Prozess
Dr.in Geser-Engleitner wies darauf hin, dass das Älterwerden häufig nur als biologischer Prozess wahrgenommen wird, der mit körperlichem Verfall, Pflegebedarf und Gebrechlichkeit verbunden ist. Diese einseitige Darstellung, so die Referentin, greift jedoch zu kurz. Es sei wichtig, das Alter aus mehreren Perspektiven zu betrachten:
Diese unterschiedlichen Dimensionen des Alter(n)s eröffnen einen breiteren Blick auf das Älterwerden und ermöglichen das Altern nicht nur als Abbauprozess, sondern als eine Lebensphase zu verstehen, in der neue soziale Rollen und Ziele entdeckt werden können.
Alter(n)sbilder: Was sind sie und wie entstehen sie?
Unter Alter(n)sbilder versteht man die individuellen und gesellschaftlichen Vorstellungen und Deutungsmuster, die wir mit dem Alter verbinden. Diese Bilder wandeln sich im Laufe der Zeit. Sie entstehen bereits in der Kindheit, wenn wir die gängigen Altersstereotypen in der Gesellschaft verinnerlichen. Diese Stereotypen beeinflussen unser Verhalten und unsere Einstellungen gegenüber älteren Menschen.
Oft entsprechen die gängigen Bilder vom Alter nicht mehr den vielfältigen Lebensentwürfen, die ältere Menschen heute leben. Deshalb ist es wichtig, diese Vielfalt sichtbar zu machen und ältere Menschen zu ermutigen, ihre Fähigkeiten weiterhin aktiv in die Gesellschaft einzubringen. Ziel sollte sein, die Vielfalt an Lebenswegen und -möglichkeiten im Alter stärker zu betonen.
Intergenerationeller Kontakt und die Problematik der Alterssegregation
In unserer Gesellschaft gibt es heute eine klare Unterteilung des Lebens in drei Phasen: Ausbildung, Erwerbsarbeit und Ruhestand. Diese Struktur führt dazu, dass es nur selten zu einem Austausch zwischen den Generationen außerhalb der Familie kommt. Diese Alterssegregation fördert Missverständnisse und Stereotypen zwischen den verschiedenen Altersgruppen. Ein wichtiger Schritt, um diesen Stereotypen entgegenzuwirken, ist der intergenerationelle Kontakt. Durch den Austausch zwischen den Generationen können Vorurteile und falsche Vorstellungen abgebaut werden.
Im Seminar wurden aktivierende Gruppenarbeiten durchgeführt, bei der eine Gruppe Zeitungsbilder nach Darstellungen von älteren Menschen durchsuchte und die Ergebnisse auf einer Pinnwand präsentierte und diskutierte. Eine andere Gruppe tauschte sich in Paaren über ihre persönlichen Erfahrungen mit dem Thema Altern und die damit verbundenen Zuschreibungen aus. Diese praxisorientierte Herangehensweise sorgte für eine lebhafte und rege Mitarbeit der Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
Ageism – Altersdiskriminierung
Ein weiterer wichtiger Punkt im Seminar war das Thema Ageism, also Altersdiskriminierung. Diese bezeichnet die negativen Stereotypen und Vorurteile, die auf das Alter projiziert werden und die sich in der Gesellschaft sowohl in Einstellungen als auch in Verhaltensweisen äußern.
Die negativen Wirkungen von Altersbildern sind weitreichend und beeinflussen sowohl individuelle als auch gesellschaftliche Einstellungen und Verhaltensweisen. Wenn Altersbilder von Abbau, Krankheit und Gebrechlichkeit dominiert werden, kann dies dazu führen, dass ältere Menschen sich selbst als weniger fähig oder wertvoll erleben. Diese negativen Stereotype können ihre Lebensqualität und ihre Selbstwahrnehmung beeinträchtigen, was zu einem geringeren Selbstwertgefühl und einer geringeren Lebensmotivation führen kann.
Alternativen in der Darstellung älterer Menschen in den Medien
Die Darstellung von älteren Menschen in den Medien hat einen großen Einfluss auf Alter(n)sbilder. Es ist daher von Bedeutung, wie über ältere Menschen gesprochen/geschrieben wird und wie diese bildlich dargestellt werden. Weder die Reduktion auf physische Merkmale (bildliche Darstellung von alten Händen) noch der 90jährige Spitzensportler sind für kollektive Alter(n)sbilder geeignet. Es geht darum ein differenziertes Bild des Alters zu vermitteln und die Heterogenität der älteren Generation widerzuspiegeln.
Zusammengefasst braucht es eine ganzheitliche Strategie, die auf Medien, Gesellschaft, Politik und individuelle Reflexion setzt, um ein positives Bild des Alterns zu fördern. Nur durch die Anerkennung der Vielfalt, die Förderung von Selbstbestimmung und die Stärkung intergenerationaler Beziehungen können wir eine Gesellschaft schaffen, in der das Älterwerden als wertvoll und bereichernd angesehen wird.
Das Seminar mit Dr.in Erika Geser-Engleitner hat auf eindrucksvolle Weise verdeutlicht, wie tiefgründig und spannend die Auseinandersetzung mit Alter(n)sbildern sein kann. Durch die Reflexion eigener Altersvorurteile und Stereotype wurde bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine kritische Denkweise angeregt, die zu einer erweiterten Perspektive führte. Diese kritische Auseinandersetzung stellt einen bedeutenden Schritt dar, um das gesellschaftliche Altersbild nachhaltig zu verändern und stereotype Denkmuster aufzubrechen.
Monika Lindermayr, Team ALTER-nativ